Der Nationalsozialismus und die eigene Familiengeschichte
Die langen Schatten der Geschichte
Das Gesprächsangebot richtet sich an alle, die sich mit ihrer Familiengeschichte beschäftigen wollen – und dabei auf den Zweiten Weltkrieg, auf Nationalsozialismus und/oder Vertreibung stoßen. Zunächst geht es darum, die Familiengeschichte erst einmal zu rekonstruieren.
- Welche Personen, Orte und Ereignisse sind für die Familiengeschichte relevant?
- Welche Erzählungen sind historisch verbürgt und wo findet man weitere Informationen?
Jenseits der Rekonstruktion der Fakten wird der Blick auf die Erzählungen über die Vergangenheit zu richten sein.
- Welche Muster des Sprechens (oder Schweigens) über die NS-Zeit, über Krieg und Bomben herrsch(t)en in der Familie vor und welche Funktion erfüllt(e) dies?
- Sind diejenigen Familienmitglieder, die Nationalsozialismus und Krieg noch erlebt haben, als Täter, Mitläufer oder Opfer anzusehen und was bedeutet dies für mein Verhältnis zu ihnen?
- Nicht zuletzt wird danach zu fragen sein, welche Auswirkungen das Sprechen/das Schweigen der Eltern oder Großeltern über Krieg und Tod, über Hunger, Flucht und Vertreibung auf das eigene Leben hat.
So wird in der Forschung in jüngster Zeit intensiv über intergenerationale Transmissionsprozesse von Kriegserfahrungen diskutiert, darüber also, ob und wie die traumatischen Kriegserlebnisse auf die nächste und übernächste Generation übertragen wurden, die sogenannten Kriegsenkel oder Kriegsurenkel. Diese haben, so die Annahme, die Ängste ihrer Eltern bzw. Großeltern gleichsam geerbt, leiden unter den Verlust- und Mangelerfahrungen, ohne den Krieg selbst erlebt zu haben.
- Wirken also Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg bis heute fort und wie ließe sich mit diesem Erbe umgehen?